Im Rahmen der EU-weiten Kampagne „Mehr grüne Städte für Europa“ fand im September der STADT.BAUM.DACH Kongress in Köln statt. Expert:innen aus der grünen Branche diskutierten die zentrale Rolle von Stadtbäumen und Gebäudebegrünung, bei der Klimaanpassung und Hitzeminderung im urbanen Raum. Dabei wurden nicht nur Leuchtturmprojekte vorgestellt, sondern auch an die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Realisierungsprozess von Stadtbegrünung appelliert.

STADT.BAUM.DACH

Die Referent:innen beim STADT.BAUM.DACH Kongress
© BdB / Ferdinand Graf von Luckner

Eröffnet wurde die Veranstaltung von BdB-Präsident Hajo Hinrichs; Philipp Sattler, Geschäftsführer der Stiftung Die Grüne Stadt, moderierte die einzelnen Panels mit abschließender Diskussionsrunde.

Wir freuen uns, dass nun die einzelnen Präsentationen aller Referent:innen online einsehbar sind. Mit den gebündelten Informationen können Sie Ihr nächstes Stadtgrün-Projekt fundiert pitchen und relevantes Wissen rund um die Klimaanpassung in richtungsweisende Freiraum- und Dachbegrünungsprojekte einbringen. Viel Spaß beim Lesen!

Zur Übersicht hier die einzelnen Panels und Themenschwerpunkte der Präsentationen:

Panel 1: Klimaanpassung aus Sicht der Forschung

Prof. Dr. Maximilian Weigend, Ness-Institut Bonn, sprach über die Mediterranisierung des Klimas, wodurch unsere heimischen Baumarten „abwandern“ und durch mediterrane Gehölze ersetzt werden, beobachtbar bereits an den Rheinhängen. Auch nannte er zahlreiche Beispiele klimaresilienter Baumarten, die mit Trockenheit und Hitzestress in Zukunft gut zurechtkommen.

Alexander Schütt, Universität Hamburg, untersucht, wie Boden und Bodenwasser sich durch den Klimawandel verändern und wie sehr das Wurzelwachstum von Jungbäumen durch Trockenstress gestört wird. Im Feldexperiment veranschaulichte er, wie wichtig ein gesundes, im Optimalfall natürlich gewachsenes, Bodensubstrat für unsere Bäume ist.

Prof. Dr. Jan Dieterle, Frankfurt University, zeigte eindringlich, welche Gesichtspunkte für den klimagerechten und wassersensiblen Stadtumbau unabdingbar sind. Grün und blau, Grauwassernutzung, Retentionsflächen und multifunktionale Flächen sind die Stichwörter für Stadtplaner:innen.

Panel 2: Die Rolle des Baums in der Stadt der Zukunft

Hanno-Friedrich Leight, Baumschule Lorberg, setzt die Theorie in die Praxis um und beobachtet in seiner Baumschule, wie fit Zukunftsbäume wirklich für den Straßenraum unserer Städte sind. Außerdem unterstützt er die Forschungsinitiative Trees4Streets, um geeignete, heimische Baumarten für die Stadt der Zukunft zu finden.

Beatrice Bülter von der Kölner Grün Stiftung machte deutlich, welchen Kraftaufwand Kommunen von der Idee der grünen Stadt bis zur eigentlichen Baumpflanzung leisten. Auch erzählte sie, wie die erfolgreiche Initiative „1.000 Bäume für Köln“ v.a. durch Spenden von Bürger:innen möglich wurde.

Die Stadt Zürich hat ebenfalls ambitionierte Ziele. Christine Bräm, Leiterin Grün Stadt Zürich, erarbeitete mit Ihrem Team einen Hitzevorsorgeplan für die weitere Durchgrünung der Stadt. Stadtbild, Hitzeminderung und Förderung der Biodiversität stehen ganz oben auf der Agenda.

Somidh Saha, KIT, erforscht für das Karlsruher „Projekt Grüne Lunge 2.0“ Verhalten und Wachstum von Stadtbäumen der letzten Jahrzehnte, um die klimaresilienten Arten für Straßengrün und Parkanlagen unter den dortigen Standortbedingungen zu ermitteln. Auch zeigte er uns, wie wichtig Fauna in der Stadt für das psychologische Wohlbefinden von uns Menschen ist!

Panel 3: Aktuelle Stadtgrün-Projekte

Seit 35 Jahren setzt Martin Belz, Prokurist der Firma Leonhards Landschaftsgärtnerei, Projekte zur Dachbegrünung um. In unseren stark versiegelten Innenstädten bieten Dach- und Fassadenbegrünung oft die einzige Möglichkeit für mehr Grün. Daher appelliert er an die frühzeitige Zusammenarbeit von Bauherren, Landschaftsarchitekt:innen und den ausführenden Baumschulen und GaLaBau-Betrieben.

Clas Scheele stellte einige spannende Projekte von RMPSL Landschaftsarchitekten vor und unterstrich, welche vielfältigen Möglichkeiten Grünflächen bieten. Renaturierung und Regenwassermanagement fördern die Biodiversität, Frischluftschneisen und Naherholungsflächen die Lebensqualität der Anwohner:innen.

Fabienne Willmann, Projektleitung BUGA23, sieht in der BUGA Mannheim eine Riesenchance für die Stadt. Zwar hat man bei der Planung in Mannheim bewusst auf die Neupflanzung von Bäumen verzichtet, dennoch ist durch die Entsiegelung des Spinelli-Areals eine extensive Frischluftschneise entstanden, die die Innenstadt in den Sommermonaten bis zu 4°C herunterkühlt. 

Exkursion: Waldlabor Köln

Beim STADT.BAUM.DACH Kongress erzählte uns Förster Michael Hundt bereits von seiner Arbeit im Waldlabor Köln und den Herausforderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen. Am darauffolgenden Tag nahm er uns dann mit auf sein Experimentierfeld für urbane Grünflächen. Vor 13 Jahren hat man hier auf 25ha Acker einen Wald initiiert. Hier wird nicht nur die Klimaresilienz verschiedener Bäume getestet (Klimawald), sondern auch ein Energiewald in Form einer Kurzumtriebsplantage bewirtschaftet.

Auf Exkursion im Kölner Waldlabor © Laura Fuhrmann

Es war ein zukunftsweisender Kongress, der allen Teilnehmenden nochmal deutlich gezeigt hat, wie wichtig die grüne Branche für die Klimaanpassung und dabei vor allem deren enge Zusammenarbeit ist. Möchten Sie beim nächsten Austausch dabei sein, dann folgen Sie der Stiftung Die Grüne Stadt auf Facebook, um keine Veranstaltungen mehr zu verpassen!